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Nicht zuletzt seine Vielschichtigkeit ist es, die Mephistopheles zu einer der faszinierendsten Figuren aus der Feder des alten Meisters Goethe macht. Er bezeichnet sich selber als den

 

„Geist, der stets verneint!

 Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, 

Ist wert, daß es zugrunde geht; 

Drum besser wär's, daß nichts entstünde. 

So ist denn alles, was ihr Sünde, 

Zerstörung, kurz das Böse nennt, 

Mein eigentliches Element.“

 

Auch der liebe Gott weiß ihn zu schätzen und gesteht im Prolog des Dramas:

 

„Ich habe deinesgleichen nie gehaßt. 

Von allen Geistern, die verneinen, 

Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.“

 

Als eine Art Schalk sieht ihn auch die Hexe aus der Hexenküche:

„Ha! Ha! Das ist in Eurer Art! 

Ihr seid ein Schelm, wie Ihr nur immer wart!“

 

So ist er denn eine Art Hofnarr, der Herrschenden wie Beherrschten erbarmungslos den Spiegel vorhält und als meisterhafter Satiriker die Heuchelei in der menschlichen Gesellschaft bloßstellt, mithin ein Geselle, der einem einfach sympathisch sein muss, gerade dort, wo er uns weniger satanisch denn vielmehr als ein recht armer Teufel scheinen will. Denn wenn er auch als Teil der göttlichen Weltordnung gilt, so ist er in erster Linie doch ein Ausgestoßener.

Und hier genau sieht der Mephistopheles-Verlag sein eigent-liches Anliegen: den Ausgestoßenen und Verdammten nämlich eine Stimme zu leihen. Denn dies in erster Linie sind sie, die Helden unserer Geschichten, sei es, dass sie aus eigener Veranlagung getrieben oder aber von den Umständen dazu ge-zwungen werden. Hierbei mag es sich um eine Gruppe von Jugendlichen handeln wie den Helden des Romans „Die vier Erwählten“ (siehe unter Romane), die das Leben in einer fanatischen Sekte so entscheidend und unheilvoll prägt, dass sie letztendlich bei dem Versuch, ein Leben in der bürgerlichen Gesellschaft zu führen, kläglich scheitern, oder um die drei Hauptcharaktere aus „Der alte Marionettenmeister“, die im Selbstmord den einzigen Weg sehen, dem Ekel vor dem Leben zu entfliehen, denen eine grausame Schicksalsmacht aber selbst diesen Ausweg verwehrt. Auch wenn sich vielleicht nicht alle von ihnen vorbehaltlos dem Teufel überantworten würden, so ist doch allen gemein, dass Mephistopheles gewiss seine Freude an ihnen hätte.

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